Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 24, Nein: 0

Stadtrat Seidel verliest und erläutert den Antrag der Fraktion der Freien Wähler vom 06.10.2020:

 

„Der Stadtrat möge auf Antrag der Freie-Wähler-Fraktion beschließen:

Die Stadt Marktheidenfeld bewirbt sich für die Teilnahme am Projekt „Jugend entscheidet. Im Falle einer Berücksichtigung erklärt sie sich dazu bereit, eine echte politische Entscheidung an Jugendliche abzugeben.

 

Begründung:

Ein wichtiger Grundpfeiler eines demokratischen Gemeinwesens ist die Beteiligung seiner Bürgerinnen und Bürger. Indem sie Möglichkeiten nutzen, in für sie relevanten Belangen mitzuentscheiden, mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen, gestalten sie aktiv das Gemeinwesen Auch für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, als aktiv gestaltende Mitglieder des Gemeinwesens wahrgenommen zu werden. Dabei darf „Beteiligung“ nicht nur so verstanden werden, dass Kinder und Jugendliche zwar gehört werden, aber in der „erwachsenen Entscheiderwelt“ keine entsprechenden Handlungen folgen. Echte Beteiligung beginnt erst, wenn junge Menschen an Entscheidungen, die sie betreffen, mitwirken, wenn sie in wichtigen Belangen mitbestimmen und auf diese Weise aktiv ihre Lebensbereiche mitgestalten.

 

In Marktheidenfeld gab es bisher das Gremium des Jugendbeirats, der sich – in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Jugendpflege – der Belange der Jugendlichen (und jungen Erwachsenen) angenommen hat. Im Rahmen der Neugestaltung der städtischen Beiräte wurde der Jugendbeirat mit dem Senioren- und Neubürgerbeirat im neuen „Sozialbeirat“ zusammengefasst. Die Belange der Jugendlichen treten dadurch in Konkurrenz zu den berechtigten Belangen anderer gesellschaftlicher Gruppen, haben dadurch aber möglicherweise an Gewicht verloren.

 

Um im eingangs genannten Sinn echte Beteiligung von Jugendlichen zu fördern, hat die Gemeinnützige Hertie-Stiftung das Projekte „Jugend entscheidet“ ins Leben gerufen. Dabei sollen „innovative Kommunen“ begleitet werden, „gemeinsam mit Jugendlichen eine Entscheidung zu einem lokalpolitischen Thema zu treffen. Erfahrene Prozessbegleitungen stehen dabei der kommunalen Spitze zur Verfügung, während die teilnehmenden Jugendlichen vom Hertie-Partner „Politik zum Anfassen e. V.“ bei der Entscheidungsfindung unterstützt werden. So können jugendliche Sichtweisen einbezogen und das Interesse für Kommunalpolitik geweckt werden“, wie es in den Ausschreibungsunterlagen heißt.

 

Die Fraktion der Freien Wähler sieht es als große Chance für unsere Stadt, mit der Bewerbung um die Teilnahme an diesem Projekt ein Zeichen dafür zu setzen, dass „die Erwachsenenwelt“ es tatsächlich ernst meint mit Bürgerbeteiligung, mehr noch: mit Jugendbeteiligung.“

 

Aus kommunalrechtlichen Gründen kommt man im Gremium überein, den vorgelegten Beschlussvorschlag zu ergänzen um den Satz: „Die abschließende Entscheidung über das Projekt obliegt dem Stadtrat.“

 

Geschäftsleitender Beamter Hanakam führt zu dem Antrag weiter aus, dass der Prozess an sich entscheidend sei. Die Jugendlichen sollten hierbei stark involviert sein. Frau Namyslo von der städtischen Jugendpflege habe sich bereit erklärt, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Eventuell könne man noch einen zusätzlichen Fachmann aus der Verwaltung zum entsprechenden Thema hinzuziehen.

 

Weitere Projektdetails werden im Gremium erörtert, unter anderem Vernetzungstreffen oder Sachkostenzuschüsse der Hertie-Stiftung.


Beschluss:

 

Die Stadt Marktheidenfeld bewirbt sich für die Teilnahme am Projekt „Jugend entscheidet“. Im Falle einer Berücksichtigung erklärt sie sich dazu bereit, eine echte politische Entscheidung an Jugendliche abzugeben. Die abschließende Entscheidung über das Projekt obliegt dem Stadtrat.