Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 19, Nein: 5

Stadtrat Oswald verliest und erläutert den Antrag der CSU-Fraktion vom 06.10.2020 wie folgt:

 

„Hiermit beantragen wir, das für den Haushalt des Jahres 2021 der Stadt Marktheidenfeld dringend Mittel eingestellt werden, um im Stadtteil Marienbrunn in Wohngebiet ausweisen zu können und jungen Familien damit zu ermöglichen, sich in Marktheidenfeld ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.

 

In der letzten Sitzung des Stadtrats wurden uns vom Ingenieurbüro Röschert GmbH drei Planungsvarianten vorgestellt, die alle umsetzbar wären, denn sämtliche Flächen sind schon im Besitz der Stadt Marktheidenfeld und auch im Flächennutzungsplan als Wohngebiet ausgewiesen.

 

Wir sprechen uns hier klar für das vorgestellte Konzept A aus.

 

Hier könnte es gelingen, im Anschluss an die Straße „An den Tannäckern“, auf einer Fläche von weniger als zwei Hektar, eine stattliche Anzahl von Bauplätzen entstehen zu lassen. In diesem Konzept A ist eine Ringschlussvariante für Straßenverlauf und auch die notwendigen Ent- und Versorgungsleitungen geplant.

 

Die Anzahl der Grundstücke könnten durch die Entstehung von sogenannten Wohnhöfen von jetzt geplanten 18 Bauplätzen sogar noch etwas erhöht werden. Die Grundstücksgroße von 500 m² bis maximal 800 m² sollten entstehen, um auch das Anlegen von Nutzgärten möglich zu machen. Das Ingenieurbüro möge das Konzept A entsprechend anpassen und abschließend im Stadtrat nochmals vorstellen.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade wir als gewählter Stadtrat müssen der Wahrheit in die Augen schauen und trotz Flächenverbrauch dringend handeln und Baugebiete für unsere Bürger und alle die, die es werden wollen, ausweisen. Nicht nur berufsbedingt Wohnraumsuchenden müssen wir in Marienbrunn die Chance auf die eigenen vier Wände bieten, sondern auch den Familien die bereits dort leben. Das Wort „Innenortverdichtung“ müssen wir sicher auch alle gemeinsam mit Leben füllen und in all unseren Stadtteilen und der Kernstadt angehen. Aber hierzu brauchen wir ein Konzept und vor allem die Flächen, die aktuell fast vollständig in Privatbesitz sind. Dies wird eine Aufgabe für Jahre, lasst uns keine Zeit mehr verstreichen! Schon jetzt, ohne dass ein Baugebiet ausgewiesen ist, liegen sechs konkrete Anfragen nach Bauplätzen vor. Diese Zahl wird sprunghaft steigen, wenn wir hier endlich Fakten schaffen.

 

Als Erinnerung kann hier das Baugebiet „Märzfeld“ in Altfeld angeführt werden. Aktuell sind in unserer Liegenschaftsverwaltung bereits schon jetzt über 70 Anfragen eingegangen.

 

Wir möchten ganz klar schon jetzt festhalten, dass für dieses Baugebiet im Konzept A keine weitere Erschließungsstraße notwendig ist und dies gar nicht angedacht werden soll. Hier würde nur unnötig schönes Grünland zerschnitten; das darf und muss nicht sein. Eine Andienung dieses Baugebietes ist auf den jetzt vorhandenen Zufahrtsstraßen möglich.

 

Nur als kleine Berechnung zur Verdeutlichung, welcher zusätzliche Verkehr entstehen könnte:

 

Sollte es uns gelingen, durch sinnvolle Flächennutzung und die angesprochenen Wohnhöfe im Konzept A 24 Bauplätze auszuweisen, wären dies, selbst wenn alle Bauwerber zwei Fahrzeuge nutzen würden und diese dann täglich zweimal vom Grundstück weg- und auch wieder hinfahren, 192 Fahrzeugbewegungen, was acht Bewerbungen pro Stunde und somit alle 7,5 Minuten eine Fahrzeugbewegung am so titulierten, für uns nicht erkennbaren „Nadelöhr“ mit sich bringt. Aus unserer Sicht dürfte dies zu vernachlässigen sin, zumal hier Tempo 30 gilt.

 

Liebe Rätinnen und Räte, wir alle müssen unseren Wahlversprechen auch Taten folgen lassen. Wir alle haben vor der Wahl gesagt, sei es in Wahlprogrammen, bei Besuchen in den Stadtteilen, Bürgertreffen in der Kernstadt oder am Marktplatz, sogar im Pfarrheim, dass wir Wohnraum für junge Familien und unsere Mitbürger schaffen wollen.

 

Jetzt besteht die Chance, unseren Bürgern zu zeigen, wie wir zeitnah gewillt sind, unsere Versprechen in Taten umzusetzen. Wir stehen hier als die Verantwortlichen in der Pflicht.

 

Betrachten wir die Kommunen und Gemeinden um uns herum, es seien nur Esselbach, Bischbrunn, Kreuzwertheim mit Unterwittbach und Röttbach beispielhaft genannt, die Baugebiete erschlossen haben. All die genannten Gemeinden freuen sich über Zuzug aus der Marktheidenfelder Kernstadt und unseren Stadtteilen, weil wir nicht in der Lage sind, unseren jungen Generationen überhaupt die Möglichkeit zu schaffen, in der Stadt oder gar auf ihrem Stadtteil bauen zu können.

Das Stichwort Einkommenssteuerbeteiligung wollen wir hier jetzt gar nicht anfügen, sondern erinnern nur an die letzte Präsentation der Kämmerin. In der letzten Stadtratssitzung hörten wir in einem anderen Zusammenhang auch von der Auflösung von Vereinen in den Stadtteilen, weil viele junge Bürger einfach wegziehen und somit auch das Vereinsleben und der Zusammenhalt im Ort wegbrechen.

 

Aus all diesen Gründen bitten wir um Zustimmung für die notwendigen Finanzmittel im Jahr 2021 und somit die Chance für unsere jungen Generationen in Marktheidenfeld und allen seinen Stadtteilen.“

 

Das Gremium diskutiert kontrovers. Insbesondere finden die noch nicht vom Planer geklärten Fragen aus der Stadtratssitzung vom 01.10.2020 sowie die bereits heute schwierige Verkehrssituation in Marienbrunn Erwähnung. Der tatsächlich in Marienbrunn und in Marktheidenfeld insgesamt vorhandene Bedarf an Wohnraum wird erörtert sowie ein mögliches Wohnbaugebiet in Marienbrunn an anderer Stelle.

Man ist sich einig, dass verstärkt versucht werden müsse, die innerörtliche Wohnraumverdichtung voranzutreiben. Die Möglichkeit eines städtischen Förderprogramms für die Innenverdichtung wird angesprochen.

 

Der Vorsitzende hält abschließend fest, dass ein Gesamtkonzept benötigt werde, da die Innenverdichtung immer vordringlicher werde.


Beschluss:

 

Der Stadtrat beschließt für den Haushalt 2021 die Planungskosten für ein Neubaugebiet in Marienbrunn aufzunehmen sowie die Erschließungskosten in der mittelfristigen Finanzplanung zu berücksichtigen.