Beschluss: einstimmig abgelehnt

Abstimmung: Ja: 0, Nein: 24

(Bei diesem Tagesordnungspunkt ist Frau Tina Krieger von der Fa. Mikar, Deggendorf, anwesend.)

 

Im Zuge der Klimaschutzdebatte ist es geboten, auch seitens der Kommune Möglichkeiten für zusätzliche Mobilitätsangebote zu sondieren.

 

Ein Aspekt ist das Teilen von Autos. Hier ist die Stadt Marktheidenfeld bereits aktiv geworden. Am 22.01.2019 wurde das Thema kommunales Carsharing in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur erstmals vorgestellt. Hierzu hat Tina Krieger von der Firma Mikar, Spezialist für kommunales Carsharing, das Geschäftsmodell erläutert. Das Unternehmen bietet flexibel einsetzbare Mobilität, die rund um die Uhr per App oder online buchbar ist und keine Fixkosten verursacht. Die Nutzungsgebühr ist je nach Automodell und Nutzungsdauer gestaffelt und moderat. Die Laufzeit bei diesem Geschäftsmodell beträgt vier Jahre, die Finanzierung erfolgt über Werbung, die von der Firma Mikar akquiriert wird. Die Referentin schlug damals vor, mit zwei Autos zu starten, einem Neunsitzer mit Dieselmotor sowie einem E-Auto. Die Stadträte wollten seinerzeit mit einem Diesel-Auto, idealerweise einem Neunsitzer, beginnen.

Laut Frau Krieger stellt dieses Geschäftsmodell keine Konkurrenz zum örtlichen Autohandel sowie zu Autovermietern vor Ort dar.

 

Seitens der Stadt müsste ein fester Standort für die Fahrzeuge gestellt werden. Hier schlug die Stadtverwaltung den alten Festplatz vor.

 

Nach dieser Einführung in die Thematik wurde seitens des Stadtrats gebeten, die lokalen Händler nach deren Möglichkeiten eines Carsharing-Angebots zu befragen.

 

Mithilfe eines Fragebogens wurden die Autohändler in Marktheidenfeld gefragt, ob sie Interesse und auch die praktische Möglichkeit haben, vor Ort Carsharing anzubieten. Dies wurde von allen Händlern verneint. Einer der Händler hat prinzipielles Interesse an Carsharing bekundet, sieht für sich mittelfristig nach Rückfragen bei seinem Vertragspartner aber keine Realisierungsmöglichkeit vor Ort.

Auch der Landkreis hat sich mit dem Thema Carsharing befasst. Der Klimaschutzbeauftragte Michael Kohlbrecher hat eine Umfrage bei den Autohändlern in Main-Spessart zum Thema E-Carsharing durchgeführt. Sein Ergebnis: Aktuell gibt es keine konkreten Pläne für eine Zusammenarbeit des Landkreises mit einem Autohaus in MSP.

 

Zusammenfassung:

·         zeitgemäßer Mobilitätsdienst

·         Ergänzung zum ÖPNV

·         es wurde kein örtlicher Anbieter gefunden

·         Mikar: werbefinanziert, keine Kosten für Stadt Marktheidenfeld

 

Laut Art. 18 a des BayStrWG ist ein transparentes Auswahlverfahren für einen Carsharing-Anbieter vorzunehmen. Dies ist erfolgt.

 

Inzwischen gibt es einige Initiativen und Anbieter von Carsharing, mitunter auch genossenschaftliche Regelungen, so beispielsweise im Landkreis Ebersberg. Auch Energieversorger, z. B. das Bayernwerk, bieten in einem Pilotprojekt E-Carsharing an. Weitere Anbieter drängen auf den Markt.

 

Die Zusammenarbeit mit Mikar wäre aktuell ein niederschwelliger und für die Stadt Marktheidenfeld kostenfreier Einstieg in das Themenfeld Carsharing.

 

Anhand einer Präsentation stellt Frau Krieger das Unternehmen vor. Die Herangehensweise wird wie folgt erläutert: Zunächst empfiehlt eine Kommune verschiedene mögliche Sponsoren-Firmen an Mikar. Sobald ausreichend Sponsoren gefunden sind, werde ein Fahrzeug angeschafft. Entsprechende Werbeembleme werden am Fahrzeug angebracht. Aufgrund der Drittmittelfinanzierung sei eine vierjährige Standortgarantie sichergestellt. Derzeit sei noch nicht an die Anschaffung eines E-Fahrzeugs gedacht, da aktuell keine Ladekapazitäten auf städtischem Grund vorhanden seien. Der Kunde, beispielsweise Bürger, Vereine oder Firmen, buche das gewünschte Kfz entweder online oder per App. Registrierungsgebühren fallen nicht an, der Kunde zahle nur, wenn er das Fahrzeug wirklich nutzt. Die Abrechnung gegenüber Nutzern erfolge einmal monatlich.

Frau Krieger geht noch kurz auf die Nutzungsmodalitäten ein, unter anderem: Aufbewahrung des Autoschlüssels, Fahrzeug immer vollgetankt und gereinigt zurückgeben, vorhandene 24-Stunden-Hotline.

 

Auf Rückfrage von Stadträtin Hamberger nach dem Sponsoring-Konzept erläutert Frau Krieger, Mikar ginge lediglich auf von der Stadt benannte Firmen mit der Bitte um Sponsoring zu. 3. Bürgermeister Joachim Hörnig spricht den avisierten Neunsitzer an und fragt nach, ob dieser auch für Umzüge genutzt werden könne. Dies sei der Fall, da die beiden Rückbänke ausbaubar seien.

Auch Kontrollmöglichkeiten werden von verschiedenen Gremiumsmitgliedern angesprochen. 3. Bürgermeister Joachim Hörnig fragt nach der Reinigung des Fahrzeugs: Frau Krieger erläutert, diese werde ein- bis zweimal monatlich von der Betreiberfirma veranlasst. Grundsätzlich sei jedoch jeder Fahrer gehalten, dafür zu sorgen, dass ein beanstandungsfreies Fahrzeug zurückgegeben werde. Der nächste Fahrer sei wiederum gehalten, den Zustand des Fahrzeugs zu kontrollieren. Die Tankanzeige könne online durch die Betreiberfirma abgerufen werden. Bei der Kontrolle des Führerscheins des Fahrers, wie von Fraktionsvorsitzendem Hermann Menig angesprochen, sei die Angelegenheit etwas schwieriger, stellt Frau Krieger klar. Bevor ein Fahrer das erste Mal das Carsharing-Fahrzeug buchen könne, müsse er seinen Führerschein im Bürgerbüro vorlegen. Dort werde dieser eingesehen und eine einmalige Fahrer-Freigabe an mikar erteilt. Eine Kontrolle, ob der Fahrer beim erneuten Fahren noch im Besitz der Fahrerlaubnis sei, könne nicht erfolgen.

 

Fraktionsvorsitzender Hermann Menig stellt noch klar, dass in Marktheidenfeld vier Autovermietungen ansässig seien. Das Carsharing stelle seiner Meinung nach eine direkte Konkurrenz zu diesen Unternehmen dar.

 

Stadtrat Adam erkundigt sich nach den Preisen der einzelnen Werbeflächen auf dem Fahrzeug. Diese lägen zwischen ca. 800 € und 4.000 €, je nach Lage der Fläche, erläutert Frau Krieger. Die genauen Preise müsse sie jedoch gegebenenfalls nochmals eruieren. Die Sponsoren müssten 50 % des vereinbarten Preises zahlen, sobald ein Standort sicher feststehe, die weiteren 50 % bei Aufnahme des Betriebes eines Fahrzeugs. Stadtrat Adam bemängelt, dass ein Diesel-Fahrzeug nicht zum E-Mobil-Konzept der Stadt passe. Ein E-Fahrzeug sei für ein Carsharing-Angebot aufgrund des höheren Anschaffungspreises sowie der noch zu geringen Ausbaudichte der Ladestationen nur bedingt geeignet.

 

Auf die Anregung von Stadtrat Adam, dass Unternehmen vor Ort in das Angebot eingebunden werden sollten, stellt Frau Krieger klar, dass TÜV oder Wartung grundsätzlich von ortsansässigen Firmen durchgeführt würden.

 

2. Bürgermeister Martin Harth hält hinsichtlich der aktuellen Klimaschutzdebatte fest, dass durch das Carsharing eher zusätzliche Fahrten generiert werden würden. Der avisierte Neusitzer stehe zudem in direkter Konkurrenz nicht nur zu den örtlichen Autovermietungen, sondern auch zum ÖPNV.

 

Fraktionsvorsitzender Christian Menig hält fest, seine Fraktion werde dem vorgelegten Vorschlag nicht zustimmen. Ein Neunsitzer passe nicht zu einem Carsharing-Konzept. Auch Vereine oder die Lebenshilfe würden mit einem Sponsoring-Konzept hinsichtlich der Fahrzeuge arbeiten, diese jedoch ohne städtische Empfehlungsschreiben.

 

Für Fraktionsvorsitzenden Wagner sei der Begriff „Carsharing“ in der vorgestellten Form nicht zutreffend. Es handele sich seiner Meinung nach um eine Autovermietung. Insgesamt schließe er sich dem Vorredner an.

 

Die Vorsitzende resümiert, dass die Fraktionen das Thema offensichtlich nicht weiterverfolgen wollen. Der Prüfauftrag sei somit erledigt.

 

Stadträtin Hamberger stellt klar, für sie erscheine ein Carsharing nur in Verbindung mit einem Kleinwagen mit E-Antrieb sinnvoll. Frau Krieger erläutert, es sei die Entscheidung des Gremiums, mit welchem Fahrzeug man starten wolle.

 

Fraktionsvorsitzender Hermann Menig stellt abschließend klar, es sei gremiumseits nicht gewünscht, dass die Stadt als Leumund für eine Firma auftrete.


Beschluss:

 

Das Carsharing wird mit der Firma Mikar realisiert. Gestartet werden soll mit einem dieselbetriebenen Neunsitzer.