Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 23, Nein: 0

(Bei Behandlung dieses Tagesordnungspunktes sind Sebastian Gehret, Landratsamt Main-Spessart, sowie Jürgen Schrauth vom Büro Haase und Bey Architekten PartGmbB, Karlstadt, anwesend.)

 

Erste Bürgermeisterin Schmidt-Neder führt kurz in den Sachverhalt ein. Nachdem die Planungsvarianten dem Schul- und Bauausschuss des Kreistages vorgestellt worden seien, habe sie darum gebeten, die Informationen auch dem Stadtrat der Stadt Marktheidenfeld zu unterbreiten. Im besten Fall könne ein Stimmungsbild des Gremiums in die weitere Beratung des Kreistags einfließen.

 

Sebastian Gehret, Sachgebietsleiter Schulen, Sport und Kultur beim Landratsamt Main-Spessart, erläutert zunächst, er sei zuletzt am 27.09.2018 Gast des Gremiums gewesen. Damals habe er den „Plan B“ genannten Sanierungsplan des Landkreises vorgestellt. Zwischenzeitlich habe man für das Balthasar-Neumann-Gymnasium ein aktualisiertes Raumprogramm erhalten, welches deutliche Abweichungen zum bisherigen Raumprogramm aufweise. Dies habe die Konsequenz, dass das Bestandsgebäude der Realschule nicht mehr für die Aufnahme des Gymnasiums ausreiche. Die Regierung von Unterfranken habe weiter den Auftrag erteilt, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Sanierung zu erstellen. Diese Berechnung habe ergeben, dass die Sanierungskosten 80 % des Neubauwertes ausmachen. Somit stehe einem Neubau auch des Balthasar-Neumann-Gymnasiums nichts mehr im Weg. Durch das Büro Haase und Bey sei eine Machbarkeitsstudie mit drei Varianten zur Überplanung des gesamten Areals erstellt worden. Das Landratsamt wolle die Meinung der Stadt Marktheidenfeld aus städtebaulicher Sicht in die Entscheidungsfindung einbinden.

 

Jürgen Schrauth erläutert anhand einer Präsentation drei Konzeptvarianten.

 

Konzeptvariante V 1 – Neubau Gymnasium und Sanierung Realschule + Turnhalle

1. Schritt: Neubau des Balthasar-Neumann-Gymnasums auf dem derzeitigen Hartplatz (Bezug ca. 2025)

2. Schritt: Sanierung des derzeitigen Gymnasiums zur künftigen Nutzung durch die Realschule (Bezug ca. 2027)

Anschließend: Rückbau des Bestandsgebäudes Realschule und Sanierung der Mehrzweckhalle (Fertigstellung Mehrzweckhalle (MZH) ca. 2028)

 

Vorteile dieser Variante:

- Keine Interimslösungen erforderlich

- Kostengünstigste Variante (ca. 5 %)

- Bestehendes Gymnasialgebäude und Mehrzweckhalle bleiben erhalten

 

Nachteile:

- Risiko Bestandsgebäude (Wirtschaftlichkeitsgrenze, Unvorhergesehenes,

  Statik Mehrzweckhalle, Brandschutz)

- Neue pädagogische Konzepte für Realschule im Bestand nicht vollständig umsetzbar

- Zerteilung der Sportflächen

- Konfliktpotential Allwetterplätze/Pausenhof zu Wohnbebauung

- Städtebaulich kritische Lösung

- Kein Zeitgewinn, da Bauleitplanung neuer Standort erforderlich

- Lösung für Durchfahrtstrasse/Busverkehr erforderlich

 

Grober Kostenrichtwert gesamte Maßnahme: ca. 66,63 Mio. € (Stand IV/2019)

 

Konzeptvariante V 2 – Neubau Realschule + Gymnasium, Neubau Mehrzweckhalle

1. Schritt Neubau Realschule und Gymnasium (ein einheitlicher Baukörper mit dem Erdgeschoss als verbindendes Element) auf dem derzeitigen Hartplatz – je drei Obergeschosse – Mensa als zentraler Treffpunkt (Bezug ca. 2026)

2. Schritt: Rückbau der beiden Schul-Bestandsgebäude

Anschließend: Neugestaltung einer gegliederten Pausenhoffläche mit Bewegungs- und Ruhezonen und Neubau der Mehrzweckhalle/neuer Standort: derzeitige Realschul-Fläche (Fertigstellung ca. 2028)

 

Vorteile Variante 2:

- Keine Interimslösungen erforderlich

- Kompakte Bauform

- Neue pädagogische Konzepte vollständig umsetzbar

- Synergien der Schulen denkbar

- Kein Altlastenrisiko

- Umnutzung bestehender Mensa und Synergie mit Mehrzweckhalle denkbar

- Zentrale Pausenhoffläche

 

Nachteile:

- Baumasse Schulen städtebaulich kritisch

- Zerteilung der Sportflächen stärker als bei Variante 1

- Konfliktpotential Allwetterplätze zu Wohnbebauung

- Bauleitplanung für neuen Standort erforderlich

- Lösung für Durchfahrtstraße/Busverkehr erforderlich

 

grober Kostenrichtwert gesamte Maßnahme: ca. 68,37 Mio. € (Stand IV/2019)

 

Konzeptvariante V 3 – Neubau Gymnasium, Neubau Realschule, Neubau Mehrzweckhalle

1. Schritt: Neubau Mehrzweckhalle (Fertigstellung ca. 2024)

2. Rückbau Mehrzweckhalle und Neubau Realschule auf Fläche derzeitige MZH (Bezug ca. 2026)

3. Schritt: Rückbau Realschule und Neubau Gymnasium auf Fläche derzeitige Realschule (Bezug ca. 2028)

Anschließend: Rückbau Gymnasium, Neugestaltung einer gegliederten Pausenhoffläche mit Bewegungs- und Ruhezonen zur gemeinsamen Nutzung von Gymnasium und Realschule

 

Vorteile Variante 3:

- Keine Interimslösungen erforderlich

- Gute städtebauliche Lösung

- Neue pädagogische Konzepte vollständig umsetzbar

- Genügend Vorlaufzeit für Neuplanung zukünftige Schulkonzepte

- Kein Altlastenrisiko

- Zentrale Pausenhoffläche mittels Neubaukörper zur Wohnbebauung abgeschirmt

- Zusammenhängende Sportflächen mit MZH und dadurch kurze Wege

- Durchfahrtstraße für Busverkehr könnte belassen werden

 

Nachteil:

- Mehrkosten gegenüber Variante 1 (ca. 5 %)

 

grober Kostenrichtwert gesamte Maßnahme: ca. 70,29 Mio. € (Stand IV/2019)

 

Die Erste Bürgermeisterin hält fest, sie habe bereits in der Sitzung des Kreis-, Schul- und Bauausschusses die Variante 3 favorisiert, da bei dieser Variante die Sportstätten nicht untergliedert werden und für die Schüler ausreichend Freiflächen nutzbar wären. Die Buszufahrt bleibe erhalten. Weiter führt sie aus, wenn die Baumaßnahme mit der Mehrzweckhalle begonnen werde, verbleibe mehr als ausreichend Zeit, die Baupläne mit den jeweiligen Schulleitungen abzustimmen. Sie habe zudem die Zusage des Landratsamtes erhalten, dass auch nach Abschluss der Baumaßnahmen eine der Schulaulen für kulturelle städtische Veranstaltungen nutzbar sei.

 

Fraktionsvorsitzender Wagner zeigt sich insbesondere über einen möglichen Neubau der Mehrzweckhalle erfreut. Dabei sieht er vorrangig eine Nutzung als Sporthalle. Bei entsprechender Bauweise und Ausstattung könne diese aber auch für größere Veranstaltungen aller Marktheidenfelder Schulen sowie für kulturelle Veranstaltungen, repräsentative Anlässe oder überörtliche Angebote außerhalb der schulischen Abläufe nutzbar gemacht werden. Fraktionsvorsitzender Wagner spricht sich für Konzeptvariante 3 aus. Er regt an, die Anordnung des Kleinspielfeldes und der Hartplätze zu überprüfen, da diese hinsichtlich der Vegetationszeit ungünstig erscheinen. Weiter regt er an, Befriedungen innerhalb des Sportgeländes einzufügen, um Teilbereiche des Sportgeländes unabhängig von einander zu nutzen.

 

Herr Gehret führt aus, das Landratsamt Main-Spessart sei hinsichtlich der Mehrzweckhalle bereits mit der Regierung von Unterfranken im Gespräch. Angedacht sei eine Dreifach-Sporthalle mit Tribühnenanlage.

 

Fraktionsvorsitzender Christian Menig hält fest, auch seine Fraktion befürworte die Konzeptvariante 3. Er wünsche sich einen frühestmöglichen Baubeginn. Seiner Meinung nach befinden sich die Sportplätze bereits jetzt in einem desolaten Zustand. Er regt weiter an, ein besonderes Augenmerk auf Park- und Anfahrmöglichkeiten zu legen. Der aktuelle Zustand, Parkplatz gegenüberliegend der Realschule, sei nicht so sinnvoll.

 

Fraktionsvorsitzender Hermann Menig hält fest, auch die Fraktion der SPD favorisiere einhellig die Variante 3. Er schließt sich Fraktionsvorsitzenden Wagner an und regt ebenfalls an, die Mehrzweckhalle für unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten auszustatten. Als Hauptanliegen der SPD-Fraktion nennt er eine gute Ausarbeitung der Busanfahrt und der Parkplätze. Letztere sollten nach Möglichkeit so angelegt sein, dass diese auch für Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle gut anfahrbar seien.

 

Stadtrat Keller sieht die vorgestellte Variante 3 als die vernünftigste Lösung an, da alle Sportstätten in räumlicher Nähe zueinander liegen. Ihm liege die Wertigkeit der Mehrzweckhalle am Herzen. Hier solle seiner Meinung nach ein Optimum an Verwendungsmöglichkeiten herausgeholt werden. Er sieht die Finanzierung der Gesamtbaumaßnahme kritisch, ebenso den angedachten Zeitplan und könne sich nicht vorstellen, dass die zuletzt in Angriff zu nehmende Maßnahme tatsächlich im Jahr 2028 fertiggestellt werden könne.

Auf seinen Hinweis, dass bei den Marktheidenfelder Schulen landkreisweit zuletzt mit einer Sanierung bzw. Neubauten begonnen werde, führt die Erste Bürgermeisterin aus, dass bereits seit 2008, also seitdem sie Kreistagsmitglied sei, die Ertüchtigung der Schulen regelmäßig Tagesordnungspunkt der Kreistagssitzungen sei. Gemeinsam mit den Schulleitern sei man übereingekommen, zunächst die Sanierung der Alten- und Krankenpflegeschule sowie der FOS/BOS voranzutreiben, um den Standort Marktheidenfeld zu sichern. Wie bereits mehrfach erläutert, wurde seither durch den Landkreis viel Geld in die Ausstattung der anderen Marktheidenfelder Schulen investiert, stellt sie klar.

 

Stadtrat Müller regt bezüglich der Mehrzweckhalle an, eventuell einen Teil für eine separate kulturelle Nutzung anzugliedern. Hier könne er sich auch eine finanzielle Förderung durch die Stadt vorstellen.

Die Vorsitzende führt aus, dass eine Detailplanung zu den einzelnen Baukörpern derzeit noch nicht im Raum stehe.

 

Stadtrat Adam merkt an, auch wenn man vereinbart habe, in welcher Reihenfolge die einzelnen Schulen ertüchtigt werden sollen, sei das Jahr 2028 bislang noch nicht als Fertigstellungstermin für das Balthasar-Neumann-Gymnasium genannt worden. Man sei von 2024/2025 ausgegangen. Er stellt klar, man solle aufgrund der bestehenden Förderkulisse so bald wie möglich mit dem Neubau der Mehrzweckhalle zu beginnen. Man könne nicht wissen, wie sich die Förderkulisse weiter entwickle. Es sollte seiner Meinung nach machbar sein, die Mehrzweckhalle in zwei bis zweieinhalb Jahren fertig zu stellen und unmittelbar danach mit dem nächsten Bau zu beginnen.

 

Stadtrat Braun richtet sich an Stadtrat Keller und resümiert, man habe das Thema Schulen seit Jahren im Fokus. Er stellt klar, dass nun über ein Konzept sowie einen Zeitplan beraten werden könne.

 

Fraktionsvorsitzender Christian Menig regt an, man könne die Halle bei entsprechender Ausstattung auch für Firmen nutzbar machen. Der Landkreis stehe solidarisch zusammen, nun sei Marktheidenfeld an der Reihe. Man sei auf einem guten Weg.

 

Stadtrat Keller führt abschließend aus, seine Kritik richte sich nicht gegen das Konzept, er mache lediglich darauf aufmerksam, dass das Konzept zeit- und fristgerecht umgesetzt werden müsse. Er hoffe, dass die Finanzierung gesichert sei.


Beschluss:

 

Der Stadtrat favorisiert Variante 3.