Sitzung: 21.11.2023 Stadtrat
Für die Fraktion Bündnis 90/DIE
GRÜNEN spricht Stadträtin Eva-Marie Wiesmann und nimmt Stellung zum
Haushaltsentwurf 2024 wie folgt:
„Sehr geehrter Herr
Bürgermeister, Vertreter und Vertreterinnen der Stadtverwaltung und Presse,
liebe Stadtratskolleginnen und -kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
es freut mich, dass ich für
meine Fraktion Stellung zum eingebrachten Haushalt nehmen darf. Dem Dank meiner
Vorredner schließe ich mich vollumfänglich an.
Auch kommendes Haushaltsjahr
beschäftigen uns wieder viele Projekte, die bereits in den vergangenen Jahren
auf der Agenda standen. So wird im Bereich Bildung und Familie viel getan. Wir
erwarten eine innovative Erweiterung der Grundschule Marktheidenfeld sowie
weitere dringend notwendige Maßnahmen im Bereich der Krippen und
Kindertagesstätten. Auch an der Generalsanierung bzw. dem Neubau der Mittelschule
Marktheidenfeld werden wir uns beteiligen. Das Gesamtvolumen von ca. 30
Millionen € dieser Projekte darf keinesfalls unterschätzt werden. Dennoch sind für
uns gerade diese Investitionen im Bereich Bildung Grundstein vieler notwendigen
Entwicklungen für die Zukunft unserer Stadt, weshalb wir uns diesen Herausforderungen
stellen werden.
Auch bereits angeklungen sind
die Themen Wonnemar, die anstehenden Straßensanierungen und die steigenden
Personalkosten der Stadt. All diese Themen belasten den diesjährigen Haushalt
wieder sehr. Die auftretende Problematik dabei: Nicht alle Kosten sind im
Voraus abzuschätzen.
Grundsätzlich empfinden wir es
als kritisch, dass viele der Anträge, die wir in den letzten Jahren stellten
und denen auch zugestimmt wurde, bis heute noch nicht umgesetzt wurden. Dies
betrifft nicht nur Anträge von Bündnis 90/Die Grünen, sondern auch Anträge der
anderen Fraktionen. Daher scheint es teilweise wie eine Farce, Neues zu
beantragen, während alte Forderungen noch nicht einmal angegangen wurden.
Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass Elemente unserer diesjährigen Haushaltsrede
besser und zügiger umgesetzt werden können.
Daher wollen wir uns vorrangig
auf „nur“ zwei Themen fokussieren, welche auch unsere Stadtratsarbeit während
des ganzen Jahres bestimmen: eine Entscheidungsfindung, immer nach dem Kriterium
der Nachhaltigkeit, und die Umsetzung unseres Radverkehrskonzepts. Themen, die
nicht immer mit Kosten verbunden sind, aber mit einer Haltungsänderung und
Veränderung der Betrachtungs-, bzw. Herangehensweise. Den Gegensatz zum
Autoverkehr bilden FußgängerInnen, aber eben auch das Radfahren dürfen wir
nicht aus dem Blick verlieren. Wir forderten, dass die RadfahrerInnen im
Verkehr unserer Stadt mehr berücksichtigt werden. Das Radwegekonzept bildete
hier den Startschuss. Die Möglichkeit, auf das Auto zu verzichten und das Rad
zu nutzen, bildet einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Klimaschutz. Dies ist für
viele MarktheidenfelderInnen nur möglich, wenn auch die Stadteile –
insbesondere Altfeld – mit angebunden sind.
Zusätzlich zu einem Beitrag zum
Klimaschutz ist unser Ziel, die Sicherheit der BürgerInnen maßgeblich zu erhöhen.
Leider hat man in der Stadt Marktheidenfeld teilweise das Gefühl, dass hier nicht
immer an einem Strang gezogen wird und viel sowie regelmäßig nachgearbeitet werden
muss. In Arbeitskreisen, Beiräten und Ausschüssen entwickelte Ideen werden nicht
immer proaktiv aufgenommen und weiterentwickelt. Nur häufiges Nachfragen einzelner
Personen und immer wieder um Stellungnahme bitten führt dazu, dass man Schritt für
Schritt weiter vorankommt. Hier fehlt uns eindeutig eine Schwerpunktsetzung – auch
von Seiten der Verwaltung. Wir wünschen uns eine bessere Zusammenarbeit, auch
mit engagierten BürgerInnen, anzustreben.
Daher ist uns wichtig, dass eine
dauerhafte Begleitung, Bewertung und Weiterentwicklung
des Radverkehrskonzeptes durch einen Arbeitskreis, bestehend aus
Verwaltung, Mitgliedern des Kernarbeitskreises Radverkehr sowie der Polizei
stattfindet. Auch wünschen wir uns eine begleitende
Kommunikation des Radverkehrskonzeptes im Rahmen von Veröffentlichungen bzw. Veranstaltungen,
um die Rechte und Pflichten für alle VerkehrsteilnehmerInnen mit dem Ziel einer
sinnvollen gemeinsamen Nutzung des öffentlichen Verkehrsraums näher zu bringen.
Wir fordern die Umsetzung der bereits beschlossenen
Maßnahmen, wobei das Geld nicht nur in ergänzende Verkehrsschilder,
sondern auch in konkrete qualitative Verbesserungen fließen muss. Es gibt
außerdem noch einige Maßnahmen,
die für eine erhöhte Verkehrssicherheit nicht motorisierter
VerkehrsteilnehmerInnen sorgen.
Dazu gehören
•
Furtmarkierungen in der Ulrich-Willer-Straße an den Einmündungen
von Stauffenbergring und Gördelerring,
•
Verbesserung Radwegeführung an der Kreuzung
Luitpoldstraße/Baumhofstraße/Kolpingstraße,
•
Verbesserung des Oberflächenbelags an der Heubrunnenstraße und in
der Weiterführung nach der Unterführung entlang der Maradiesseen,
•
Bordsteinabsenkungen an den Schulen in der Oberländerstraße zu den
Fahrradständern und zur Sudetenstraße,
•
Bordsteinabsenkung im Lohgraben am Radweg vom Südring,
•
Reduzierung von Verkehrsströmen an bevorzugten Radrouten (bzw. den
geplanten Hauptrouten nach dem Radverkehrskonzept) durch verkehrsrechtliche
Anordnungen.
Erinnern möchten wir in diesem
Zuge auch an die SB-Fahrradservicestationen
am Fahrradweg am Main. Bereits letztes Jahr sollten diese umgesetzt
werden. Wir wollen damit nicht warten, bis der Fuß- und Radweg am Mainkai
getrennt wird, denn dann würde es noch recht lange dauern, bis die Stationen
stehen. Stattdessen sollten Forderungen, denen auch zugestimmt wurde, zeitnah
umgesetzt werden. Wenn wir damit warten, bis der Mainkai fertig saniert ist,
dauert es wahrscheinlich noch bis zur nächsten Wahlperiode. Das wäre traurig
und unnötig, da hier durch wenig Aufwand etwas für RadfahrerInnen getan werden
kann.
Die Notwendigkeit der
Energiewende steht außer Frage. Erinnern wollen wir auch hier erneut daran,
dass die Stadt Marktheidenfeld endlich Eigeninitiative ergreifen und auf entsprechende
Partner zugehen muss, um ein Netzwerk zu gründen, um mit mehreren Akteuren
gemeinsam Handlungsmöglichkeiten auszuloten und zukunftsorientiert zu planen.
Dies eben nicht nur immer reaktiv auf Einzelanfragen einzelner Unternehmen, sondern
vorausschauend aktiv im Netzwerk der in Marktheidenfeld ansässigen Akteure.
Windkraft, Photovoltaik, Batteriegroßspeicher und Abwärme werden die Themen der
Zukunft bleiben. Wir begrüßen, dass die Stadt ihren Pflichten nachkommt, ein
Konzept für eine Kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten. Wir wollen auch hierbei
eine aktive Rolle unserer Stadt.
Unter dem Blickwinkel der
Nachhaltigkeit fragen wir erneut nach dem 2013 erstellten Klimaschutzkonzept,
welches alle fünf Jahre überprüft werden soll. Dies geschah bisher noch nicht.
Wir feiern jetzt schon 10-jähriges! Herzlichen Glückwunsch, denn es ist immer
noch aktuell. Durch neue Technologien und geänderte Sichtweisen finden sich bestimmt
weitere Standorte, an denen Wind- und/oder Sonnenenergie gewonnen werden kann. Sowohl für Windkraftanlagen als auch für
Photovoltaikanlagen und nun auch für Batteriegroßspeicher ließen sich gewiss
noch geeignete Flächen finden. Dies soll eine erneute Erinnerung an
unsere, bereits letztes Jahr gestellte, Forderung darstellen.
Ein weiteres Thema, welches nun
mit Sicherheit in das Klimaschutzkonzept eingearbeitet würde, ist der Schutz
unserer Stadt vor den Folgen des Klimawandels. 2013 stand dieser Aspekt noch
nicht auf der Agenda, doch nun, zehn Jahre später, wird dieses Thema unsere
Stadt noch genügend beschäftigen. Es ist eine vielseitige Angelegenheit, die
sowohl Starkregenereignisse, als auch Hitzespots umfasst. Dementsprechend gibt
es auch vielfältige Möglichkeiten, wie die Stadt handeln kann und muss. Wir
möchten in unserer diesjährigen Haushaltsrede einen kleinen Einstieg in das
Thema bieten, an dem wir die nächsten Jahre kräftig weiterarbeiten werden.
Uns ist klar, dass wir nicht
alle Aufgaben auf einmal angehen können, doch uns ist wichtig, dass wir
beginnen, die Folgen des Klimawandels auch in unserer Stadt wahrzunehmen und zu
versuchen, uns bestmöglich davor zu schützen. Auch hier geht es uns in erster
Linie um eine Haltungsänderung gegenüber einer Thematik, die Offenheit und
Bewusstheit, sich mit dieser auseinandersetzen zu müssen.
Die zunehmenden Hitzeperioden
aufgrund des Klimawandels werden künftig vor allem die Städte zu spüren
bekommen. Um sich gegen die steigenden Temperaturen zu wappnen, müssen sie sich
neu orientieren. Das heißt: neue, nachhaltige Kühlkonzepte für Gebäude sowie
mehr Grünflächen und mehr Wasserstellen. Besonders in stark versiegelten
Gebieten, wie beispielsweise unserer Innenstadt, kann sich die Hitze im Sommer
lange halten und Pflanzen, Tiere und Menschen zunehmend beeinträchtigen. Daher
beantragen wir einen oder zwei
Trinkwasserbrunnen in der Altstadt Marktheidenfelds zu errichten, um
unsere MitbürgerInnen und TouristInnen vor Überhitzung und Dehydrierung zu
schützen. Dafür sollten 20.000 € in den
Haushalt eingestellt werden.
Neben dem grundlegenden Thema
des Klimaschutzes und der damit verbundenen nachhaltigen Entwicklung in vielen
Bereichen blicken wir abschließend noch auf den Bereich der Migration. Die
Thematik ist in Marktheidenfeld natürlich präsent: durch die GU, die
Unterbringungen im ehemaligen Krankenhaus, die dezentralen Unterkünfte, die
Herausforderungen und Chancen in den Kindergärten und Schulen. Wir wollen und
müssen uns weiter dieser Thematik nähern, indem wir uns – aufgrund der guten
Erfahrungen mit dem ehrenamtlichen Behinderten- und Seniorenbeauftragten – für
einen Migrationsbeauftragten aussprechen. Sie/Er soll gemeinsam mit dem
Sozialbeirat und darüber hinaus sich mit Fragestellungen dieser Thematik
beschäftigen.
Vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“