Anna Nägele vom Planungsbüro Stadt-Land-Verkehr, München, stellt anhand einer Power-Point-Präsentation das Radverkehrskonzept mit Bestandsanalyse und Maßnahmenkatalog vor.

 

Das Konzept wurde den Räten im Voraus zur Verfügung gestellt.

 

Ludwig Keller hält fest, dass es das Ziel sein müsse, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger innerorts auf dem Rad mobil zu machen. Hierbei müsse die Verkehrssicherheit gewährleistet sein. Auch durch E-Bikes würden neue Anforderungen an den innerstädtischen Verkehr gestellt. Keller betont, dass die Anbindung des Radwegenetzes der Stadtteile ganz vorrangig behandelt werden sollte. Während der Ortsteil Zimmern bereits sehr gut angebunden sei, bestehe vor allem bei den westlichen, weit von der Kernstadt entfernten Stadtteilen Altfeld und Michelrieth ein dringender Handlungsbedarf. Hinzu komme, dass in diesen Ortsteilen auch die Busanbindung nicht zufriedenstellend ist.

 

Susanne Rinno beschreibt, dass in den Untersuchungen zum Radverkehrskonzept einige Stärken aber auch Schwächen im städtischen Radverkehrsnetz identifiziert wurden, welche die gefühlte Fahrradunsicherheit in Marktheidenfeld mit konkreten Daten belegen. Rinno sieht eine Chance in der Städteinitiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten – eine neue kommunale Initiative für stadtverträglicheren Verkehr", die den Bund dazu auffordert, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Kommunen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig halten. Zur Frage warum sich die Stadt bislang nicht an der Initiative beteilige, erläutert der erste Bürgermeister, dass er diese Angelegenheit im Stadtrat behandeln werde.

 

Martin Harth erklärt, dass er ein Gesamtkonzept für wichtig halte. Auch die Stadtteile sollten in dieses miteinbezogen werden. In Marktheidenfeld wurden bereits viele Wohngebiete als Tempo-30-Zonen ausgestaltet, in welchen sich Radfahrer bereits relativ sicher fortbewegen können. Gerne hätte man auch die Durchgangsstraßen in diese Tempo-30-Zonen miteinbezogen. Dies sei wegen der wichtigen Verkehrsfunktion nicht möglich gewesen. Harth betont, dass es einen gesellschaftlichen Druck gebe, was sich auch an der zuvor genannten Gesetzesinitiative zeige. Außerdem sollte aus seiner Sicht die Geschwindigkeit auf der alten Mainbrücke nur im Rahmen einer konsequenten Gesamtkonzeption herabgesetzt werden. Er fordert, auch in künftigen Bauleitplanverfahren den Radverkehr unbedingt mit zu bedenken.

 

Helmut Adam verweist auf die hohe Anzahl empfohlener Maßnahmen im Verkehrskonzept. Diese werden in den Stufen niedrig, mittel und hoch priorisiert. Hier fordert er eine Konkretisierung, um sich zunächst auf die Maßnahmen konzentrieren zu können, die kurzfristig umsetzbar sind. Auch Adam findet, dass eine gute Anbindung des Radwegenetzes der Stadtteile an die Kernstadt höchste Priorität haben sollte. Eine andere Wegeverbindung als die bestehende, sieht er als kaum umsetzbar an. Daher müsse das bestehende Wegenetz vorrangig optimiert werden.

 

Burkhard Wagner spricht sich ebenfalls für Verbesserungen der Anbindung der Stadtteile aus. Er erkundigt sich bei den beiden anwesenden Vertretern der Polizei, weshalb es an anderen Abschnitten der B8 möglich sei, beispielsweise Fahrradschutzstreifen einzurichten. Wagner erklärt, dass sich die Zusammenarbeit der Stadt mit dem Straßenbauamt schwierig gestalte. Stephan Baumgärtner von der Polizeiinspektion Marktheidenfeld erläutert, dass die Polizei hier wenig Einflussmöglichkeiten habe und die Lage bei den verschiedenen Zweigstellen des Straßenbauamts sehr heterogen sei. Anna Nägele ergänzt hierzu, die B8 weise an vielen Stellen eine zu geringe Straßenbreite auf.

 

Michael Kroschewski lobt die frühzeitige und intensive Beteiligung des Beirats sowie des Arbeitskreises Radverkehr an den Planungen. Dies wünscht er sich auch bei der Umsetzung der Maßnahmen. Außerdem weist er konkret auf die hohe Gefährdungslage für Radfahrer in der Oberländerstraße, insbesondere bei Dunkelheit, hin und bittet den Stadtrat, diese nicht aus dem Blick zu verlieren.

 

Ludwig Keller erkundigt sich bei der Polizei, ob es in Marktheidenfeld einen besonderen Gefahrenpunkt gibt, an dem eine Unfallhäufung beobachtet wird und Radfahrer ganz besonders gefährdet sind. Barbara Streng von der Polizeiinspektion Marktheidenfeld erklärt, dass im Zeitraum von 2017 bis 2021 in den Bereichen Südring, Äußerer Ring und Nordring besonders viele Unfälle verzeichnet wurden und demnach eine hohe Gefährdungslage besteht.

 

Rolf Ruckstetter weist auf die Kreuzungsprobleme am Äußeren Ring durch den Radweg mit Öffnung für beide Richtungen hin. Hier sehe er einen Unfallschwerpunkt, da es zu Vorfahrtsmissachtungen komme. Anna Nägele erklärt, dass Zweirichtungsradwege grundsätzlich vermieden werden sollten. Den Radfahrern sollte es je nach Aufkommen des Verkehrs selbst überlassen bleiben, den Radweg zu benutzen oder auf die Straße auszuweichen, denn die Benutzung der Fahrstraße könnte die ungefährlichere Variante sein, wenn auf dem Radweg der Gegenverkehr groß ist und sich viele Fußgänger kreuzen. Am Äußeren Ring wäre zu überlegen, ob gegebenenfalls auch auf der anderen Straßenseite ein Weg für Radfahrer oder Fußgänger angelegt werden könne.

 

Wolfgang Barthel spricht sich dafür aus, die Radwegebenutzungspflicht am Äußeren Ring aufzuheben, sodass Radfahrer auch die Straße befahren dürfen. Außerdem sieht er die flankierenden Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept als besonders wichtig an. Zudem hofft er, dass künftige Baumaßnahmen, wie insbesondere die anstehende Maßnahme in der Würzburger Straße, intensiv begleitet werden sowie bei der Bauleitplanung und verkehrsrechtlichen Maßnahmen an der Beschilderung der Radverkehr besonders berücksichtigt wird.

 

Christian Menig hält das vorgestellte Radverkehrskonzept für sehr gelungen und appelliert an die Mitglieder des Gremiums, sich nicht nur auf die Schwächen, sondern auch auf die Stärken des bestehenden Radwegenetzes in Marktheidenfeld zu konzentrieren. Im Großen und Ganzen sei eine sehr gute Basis vorhanden. Anna Nägele stimmt dem zu und betont, dass Marktheidenfeld nicht schlecht dastehe.

 

Ralf Hofmann spricht sich dafür aus, ein besonderes Augenmerk auf die Absicherung der Schulwege zu legen. Die aktuellen Planungen zum Bauprojekt des Neu- und Erweiterungsbaus der Friedrich-Fleischmann-Grundschule müssten in das Konzept miteinbezogen werden. Er regt an, die Sudetenstraße als zusätzliche Fahrradstraße für Schüler einzuplanen.

 

Die Planerin informiert, dass bis voraussichtlich März 2023 das Konzept fertiggestellt und die vorgeschlagenen Maßnahmen in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst werden. Auch für die Ortsteile werden Mängel- und Maßnahmenpläne ausgearbeitet. Anschließend soll das Konzept im Stadtrat verabschiedet werden.

 

Stadtrat Keller bittet um die Aufnahme des nachfolgenden Passus in die Niederschrift:

 

Stadtrat Keller stimmt der Einschätzung der Referentin bezüglich der Struktur des Stadtgebietes zu. Vorrangig sei daher die verbesserte Anbindung der Bereiche, die außerhalb des Stadtkerns liegen. Dies gelte besonders für die Stadtteile jenseits des Mains. Nachdem dort die unzureichende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz beklagt wird, sieht Keller in Ausbau und Verbesserung der Radwegverbindung zur Kernstadt eine vordringliche Aufgabe. In der Kernstadt gelte es, geeignete Maßnahmen zu treffen, um mit dem Fahrrad gut geleitet und sicher ins Stadtzentrum, zu den Schulen und Einkaufmärkten zu gelangen. Der Mainradweg sei eine überörtliche Verkehrsverbindung, die Marktheidenfeld tangiert, für den innerstädtischen Fahrradverkehr jedoch von untergeordneter Bedeutung ist.“