Sitzung: 19.01.2023 Stadtrat
Beschluss: einstimmig beschlossen
Auf die Vorberatung
im Ehrenkuratorium am 20.12.2022 wird Bezug genommen. Die im Ehrenkuratorium
einstimmig gefasste Beschlussempfehlung wird zur Abstimmung gestellt.
Geschäftsleitender
Beamter Hanakam resümiert kurz die Chronologie der Annäherung an das Thema
„Gradl“. Er bedankt sich ausdrücklich für die umfangreiche Ausarbeitung zum
früheren Marktheidenfelder Ehrenbürger Jakob Gradl bei Altbürgermeister und
Ehrenbürger Dr. Leonhard Scherg.
3. Bürgermeisterin
Rinno bittet um getrennte Abstimmung der einzelnen Beschlusspunkte, und kündigt
an, die Fraktion der Grünen werde gegen eine Umwidmung der Gradlstraße stimmen.
Der Vorsitzende
kündigt eine getrennte Abstimmung an.
Beschluss:
1.) Die 1942 beschlossene, 1946 bestätigte und 1955
verliehene Ehrenbürgerschaft des früheren Direktors der Akademie der Bildenden
Künste in Nürnberg und Malers Hermann Gradl (1883-1964) gilt als
höchstpersönliches Recht nach der Kommentierung zu Artikel 16 BayGO mit seinem
Tod als erloschen.
Der Stadtrat distanziert sich aufgrund der Verstrickung
Gradls als Amts- und Funktionsträger in den Kunstbetrieb der
nationalsozialistischen Diktatur von der einstigen Verleihung der
Ehrenbürgerschaft. Aus heutiger Sicht käme eine solche Ehrung nicht mehr in
Betracht.
Der Name Hermann Gradl wird bei Auflistungen der
Ehrenbürger der Stadt Marktheidenfeld wie die in der NS-Zeit verliehenen und
1946 aberkannten Ehrenbürgerschaften für Paul von Hindenburg, Adolf Hitler,
Franz Ritter von Epp und Dr. Otto Hellmuth seitens der Stadt Marktheidenfeld
nicht mehr aufgeführt.
einstimmig
beschlossen Ja 23 Nein 0
2.) Die 1957 benannte Gradlstraße wird künftig dem
früheren Königlichen Bezirksamtmann und Ehrenbürger Jakob Gradl (1833-1905)
gewidmet. Dies wird für die Öffentlichkeit durch eine Zusatzbeschilderung an
den dortigen Straßenschildern verdeutlicht.
mehrheitlich
beschlossen Ja 20 Nein 3
3.) Das 1963 angenommene Vermächtnis von Hermann Gradl
wird wie die übrige städtische Sammlung von Werken und Dokumenten zu Gradl
weiterhin in einem Magazin für Forschung und Ausstellungen aufbewahrt und somit
für die Öffentlichkeit verfügbar gehalten.
einstimmig
beschlossen Ja 23 Nein 0
4.) Die bisherige Gradl-Dokumentation im städtischen
Kulturzentrum Franck-Haus wird in einen Sonderbestand (Präsenzbestand) der
Stadtbibliothek überführt. Dort wird es weiterhin den Raum für die öffentliche
Auseinandersetzung mit Werk und Leben Hermann Gradls geben. Im Falle einer Auflösung
des Sonderbestands der Stadtbibliothek wird dieser in das städtische Archiv
überführt.
Erster Bürgermeister
Stamm bedankt sich abschließend bei allen, die sich bei der Vorbereitung und
Aufarbeitung des Themas eingebracht haben.