Bürgermeister Stamm begrüßt Frau Dr. Herrmann vom Planungsbüro GMP - Geotechnik aus Würzburg, die einen Überblick über die Wasserversorgung der Stadt gibt.

 

Entwicklung der Pegelstände Brunnen Obereichholz I und II sowie Zimmern

 

Frau Herrmann zeigt die Brunnen Obereichholz I und II sowie Zimmern mit den Schutzgebieten. Sie erklärt anhand der geologischen Karte, dass sich die Obereichholz-Brunnen im Bereich einer Verwerfung befinden und diese Störungszone wasserdurchlässig ist. Das Einzugsgebiet der Brunnen erstreckt sich über eine Gesamtfläche von etwa 12 km² beidseitig des Maines. Die Grundwasserleiter sind Kluftgrundwasserleiter des Mittleren Buntsandsteins. Das Grundwasser hat eine Fließrichtung entlang der nordwest-südöstlichen Störungszonen.

 

Die Marktheidenfelder Brunnen sind schon älter, so Frau Dr. Herrmann. Der Brunnen Obereichholz I wurde im Jahr 1955 mit einer Tiefe von 44 m gebohrt. Der Brunnen Obereichholz II wurde im Jahr 1966 gebohrt und hat eine Tiefe von 70 m. Die Wasserentnahmemenge beider Brunnen ist ähnlich 21 bzw. 25 l/s. Die Brunnen haben beide eine gute Schüttung. Durchgeführte Pumpversuche zur Leistungsfähigkeit der bestehenden Brunnen kamen zu guten Ergebnissen.

 

In die Brunnen Obereichholz I und II wurde in den 1980er Jahren jeweils eine Einschubverrohrung eingebaut. Verkrustungen und Beläge an den Rohren konnten im Rahmen der Regenerierung nur teilweise entfernt werden. Deshalb ist mittelfristig hier eine Sanierung mit Neuausbau erforderlich. Diese erfolgt mit der Entfernung der alten Rohre und dem Einbau neuer Edelstahlrohre. Diese Arbeiten könnten in einem Zeitraum von ca. 3 – 4 Wochen erfolgen. Die Sanierung sollte mittelfristig, d.h. in den nächsten fünf bis zehn Jahren, durchgeführt werden. Es sei auch eine Bohrung neben den bestehenden Brunnen möglich, so Dr. Herrmann, allerdings müsste dann der alte Brunnen fachgerecht rückgebaut und verschlossen werden. Dies bedeute zusätzliche Arbeiten und Kosten. Man beabsichtige daher, die bestehenden Brunnen zu erhalten und zu sanieren.

 

Entwicklung der Wasserwerte über die vergangenen Jahre

 

Frau Dr. Herrmann erläutert die Wasserwerte der vergangenen Jahre anhand eines Diagramms über die Fördermenge der Brunnen. Dieses macht deutlich, dass der Wasserverbrauch in den letzten Jahren konstant geblieben ist. Die Fördermenge des Brunnens in Zimmern ist untergeordnet.

 

Auf die Frage von Stadtrat Joachim Hörnig, warum die Fördermenge vom Brunnen II im Jahr 2021 merklich geringer war, gibt Frau Dr. Herrmann an, dass es ein recht niederschlagsreiches Jahr war, dies mache sich am Verbrauch bemerkbar.

 

Die Pegelstände der beiden Obereichholzbrunnen sind recht gleichmäßig. Auch durchgeführte Langzeitpumpversuche haben gezeigt, dass ein stabiles System vorhanden ist. Der Wert in Zimmern ist schwankend.

 

Das Diagramm über die Nitratgehalte der verschiedenen Brunnen zeigt, dass die Nitratwerte der Brunnen Zimmern und Obereichholz I deutlich unter dem Grenzwert von 50 mg/l liegen, während der Brunnen Obereichholz II diesen Wert teilweise leicht überschreitet. Da die Wässer der Brunnen I und II gemischt werden, werden die Grenzwerte insgesamt eingehalten. Eine extensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen und ein aktives Management könne die Werte auf Dauer senken.

 

Stadtrat Harth stellt fest, dass er die Nitratwerte erschreckend hoch findet. Er fragt nach weiteren Werten, etwa Tenside, Pestizide und bakteriologische Erreger. Frau Dr. Herrmann entgegnet, dass man sich bei dieser Aufstellung auf Nitrat- und pH-Wert beschränkt habe. Wären die anderen Werte zu hoch, würde die Trinkwasserförderung von Amts wegen eingestellt. Gegen bakteriologische Erreger werde eine UV-Anlage eingesetzt.

 

Herr Burk gibt an, dass in den nächsten Jahren ein neues Maschinenhaus, neue Brunnen-Einhausungen sowie ein neues Wasserwerk mit Aufbereitungsanlage in der Überlegung stehen.

 

Frau Dr. Herrmann erklärt, dass wegen der Baumaßnahme Ortsumgehung Hafenlohr mit Hochwasserschutz die Pegelmessstellen mit automatischen Datenloggern ausgerüstet wurden. Drei Messstellen befinden sich auf der Marktheidenfelder Mainseite, eine auf Hafenlohrer Seite. So könne man sehr schnell Veränderungen der Pegelstände feststellen und dann entsprechend reagieren. Als Beispiel dazu zeigt sie die Aufzeichnung des Wasserspiegels der Messstelle P4.

 

Stadtrat Joachim Hörnig fragt nach, ob die Baustelle der Ortsumgehung die Qualität und die Quantität des Wassers beeinflussen könne. Frau Dr. Herrmann erläutert, dass durch Bohrungen im Rahmen der Baumaßnahme Schlamm aufgewirbelt werde, wodurch bakteriologische Erreger ins Grundwasser eingespült werden könnten. Gegebenenfalls müsste man dem mit Ultrafiltrationsanlagen entgegenwirken. Die Wassermenge habe man durch die Wasserspiegellage-Beobachtung im Blick.

 

Stadtrat Harth entnimmt den Ausführungen, dass auch ein großes Wassereinzugsgebiet jenseits des Maines liegt. Er ist erstaunt, dass die Nitratwerte des tieferen Brunnens höher sind. Vermutet jedoch, dass die Werte unschädlich sind, da es sich beim bereitgestellten Trinkwasser um eine Mischung der Wässer aus beiden Brunnen handelt. Dies bestätigt Frau Dr. Herrmann.

 

Stadtrat Wolfgang Hörnig möchte wissen, wie schnell bemerkt werde, ob beim Bau der Ortsumgehung in Hafenlohr etwas passiert ist. Durch die engmaschige Überwachung könne dies relativ schnell festgestellt werden, so Frau Dr. Herrmann. Sie bekräftigt, dass es sehr wichtig war, die Vereinbarungen für die Brunnen zwischen dem Straßenbauamt und der Stadt zu treffen. Wenn sich aus den Brunnen kein Wasser mehr fördern lasse oder die Qualität zu schlecht werde, müsse der Freistaat Bayern die Kosten für einen neuen Brunnen übernehmen.

 

Klimaszenarien für Marktheidenfeld für die nächsten Jahrzehnte

 

Die Klimaszenarien für die nächsten Jahrzehnte müssen Wasserversorgern Sorgen bereiten, so Herrmann. Geringere Niederschläge und höhere Verdunstungen haben die Grundwasserneubildung in den vergangenen trockenen Jahren tendenziell verringert. Sie sieht jedoch die Wasserversorgung in Marktheidenfeld relativ gut aufgestellt, da die Brunnen noch keine Schwankungen zeigen.

 

Wie kann die Stadt auf solche längeren Trockenperioden reagieren, fragt Stadtrat Harth. Ein Umdenken in Bezug auf den Flächenverbrauch, Naturschutz, Aufforstung und Klima müsse auf breiterer Basis diskutiert werden, so Frau Dr. Herrmann.

 

Stadtrat Richter bemängelt die Datenqualität der Präsentation, es sei kein längerer Vergleichsmaßstab möglich. Wenn dies daraus resultiere, dass in der Vergangenheit zu wenig Daten aufgezeichnet wurden, bittet er zukünftig um eine lückenlosere Erfassung. Frau Dr. Herrmann bestätigt, dass die Datenverfügbarkeit das Problem sei, es gebe kaum Altdaten. Dies erklärt sie damit, dass die Pegel früher umständlich von Hand gemessen werden mussten. Sie beruhigt aber, dass mit dem Einbau der Datenlogger zur Baustellenüberwachung in Zukunft eine schnelle Erfassung und Aufzeichnung möglich sei.

 

Stadtrat Harth bittet Frau Dr. Herrmann um Empfehlungen zur Senkung der Nitratwerte. Dies könne mit aktivem Schutzmanagement und extensiver Bewirtschaftung der Flächen in den Schutzzonen II und III erreicht werden. Stadtrat Joachim Hörnig meint daher, es wäre besser, wenn diese Flächen in städtischer Hand wären. Dr. Herrmann sieht auch die Möglichkeit von Ausgleichszahlungen an die Landwirte.

 

Sachstand hydrologische Untersuchung Heubrunnenquelle

 

Die Heubrunnenquelle liegt im nordöstlichen Stadtgebiet. Es hat eine Ortsbesichtigung und Probenahme stattgefunden. Die fachliche Bewertung ist nicht ganz einfach, weil die Altdatenlage sehr schlecht ist. Man müsse sich noch detaillierter damit beschäftigen, so Herrmann. Stadtrat Harth bemerkt, dass die Heubrunnenquelle für die Trinkwasserversorgung nicht relevant ist, aber zur Speisung der Maradiesseen benötigt wird. Die Heubrunnenquelle sei 2022 trotz des trockenen Sommers nicht ganz versiegt, das habe ihn erstaunt, so Stadtrat Harth. Bürgermeister Stamm fragt, ob mit Bohrungen feststellbar sei, wo die Quellbereiche sind. Es sei schwierig Quellen hinterher zu bohren, so Herrmann. Die Probenahme müsse bewertet werden, denn der Chemismus gibt Hinweise für die Bestimmung der Herkunft des Wassers und für die Einordnung in Geologie und Hydrogeologie. Es ist geplant bis Ende des Jahres eine fachliche Bewertung zu erstellen.

 

Bürgermeister Stamm bedankt sich bei Frau Dr. Herrmann für die sehr kompetenten Erläuterungen.