Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 22, Nein: 0

(Bei Behandlung des Tagesordnungspunktes ist Dipl.-Ing. Jan-Peter Solveen vom Büro Alka, Haßfurt, anwesend.)

 

Von Seiten der Stadt Marktheidenfeld wurde das Büro Alka aus Haßfurt mit einer Konzept- und Bedarfsplanung für die Wasserversorgung beauftragt. Diese liegt nun vor.

 

Ausgearbeitet wurden folgende Punkte:

·         Neuerschließung von Trinkwasser

·         Erweiterung und Umbau von Aufbereitungsanlagen

·         Erweiterung und Umbau der Reinwasserförderung

·         Erweiterung und Umbau der Wasserspeicherung

 

Die Wasserverteilung ist nicht Inhalt der Konzeptplanung, da das Ortsnetz bereits vorhanden ist und der Sanierungsumfang des Ortsnetzes hier erst im Nachgang der Neuerschließung von weiteren Vorkommen ggf. geändert werden kann. Die ggf. erforderliche Anbindung neuer Hochbehälter/Bauwerke an das bestehende Netz im Allgemeinen wird jedoch beleuchtet.

 

Aus Sicht der Verwaltung sollte der Fokus auf die Sicherung der Wasserversorgung aus dem eigenen Gewinnungsgebiet, möglichst durch einen dritten Brunnen im Obereichholz, gelegt werden. Sollten die Versuchsbohrungen für den dritten Brunnen (Alternative A1) entgegen der Einschätzung des Geotechnischen Büros GMP nicht erfolgreich oder nicht ausreichend sein, kann immer noch auf den erweiterten Wasserbezug vom Zweckverband „Marktheidenfelder Gruppe“ (Alternative B1) zurückgegriffen werden. Andernfalls kann diese zusätzlich für die prognostizierte Bedarfssteigerung bis 2060 in Anspruch genommen werden, wodurch wiederum eine mittelfristige Bedarfsdeckung unter Berücksichtigung zusätzlicher Baulanderschließungen, des Rückspülbedarfs für eine künftige Aufbereitung und des Klimawandels sichergestellt ist. Bei der möglichen Erschließung eines dritten Brunnens sollte zudem nicht außer Acht gelassen werden, dass künftig immer jeweils zwei Brunnen gleichzeitig fördern, während der verbleibende Brunnen sich regenerieren kann.

 

Unabhängig hiervon sollte jedoch der Leitungsbau vom Maschinenhaus neu zum Hochbehälter Kreuzberg vorgesehen werden, um Druckstöße und -schwankungen im Ortsnetz zu vermeiden, welche Rohrbrüche und Schäden am Netz begünstigen.

 

Dipl.-Ing. Jan-Peter Solveen stellt kurz sein Büro vor und gibt einen Überblick über die Aufgabenstellung:

 

Aufgabenstellung und Inhalt der Bedarfsplanung

·         Grundlagenermittlung und Planungsleistungen zum Stadtgebiet

zum Eintritt in die Planungsphase zur Sanierung der Trinkwasserversorgung

·         Bedarfsprognose

·         Wassererschließung

Neuerschließung von Grundwasser

Anschluss an andere Versorger

·         Wasseraufbereitung und Förderung

Rohwasseraufbereitung zu Trinkwasser/Reinwasser

Reinwasserförderung zu den Hochbehältern

·         Wasserspeicherung – Hochbehälter

Nicht enthalten/beauftragt: Reinwasserverteilung = Rohrleitungsnetz im Ort

 

Anhand von Karten beschreibt Herr Solveen die Verteilung der Wasserversorgung sowie die einzelnen Versorgungsgebiete.

 

An bestehenden Anlagen führt Herr Solveen auf:

·         Brunnen 1 und 2 Obereichholz (mit einer maximalen Fördermenge von 600.000 m³/a)

·         Hochbehälter (HB) Kreuzberg (Tiefzone Kernstadt)

·         HB Romberg (Hochzone Kernstadt)

·         E-Zentrale Wasserwerk Georg-Mayr-Straße

·         Maindüker

·         HB Trauberg – dieser steht im Eigentum des Zweckverbandes Wassergruppe, versorgt aber die Hochzone „Dillberg“ (mit Bahnhofstraße, Ziegelei und Brauereiumfeld)

·         Notpumpwerk Südring (von Kernstadt in Dillberg und zum HB Trauberg)

 

Herr Solveen geht auf den baulichen Zustand und die derzeit bekannten Probleme der beiden Brunnen Obereichholz 1 und 2 sowie der beiden Hochbehälter Kreuzberg und Romberg detailliert ein.

 

Die aktuelle Situation erklärt er wie folgt:

 

Allgemein

·         Förderung mit Brunnenpumpen direkt zum HB Kreuzberg durch das Ortsnetz hindurch

·         Gemeinsame Rohwasserleitung

·         Druckstöße und -schwankung im Ortsnetz

·         Hartes Ein-/Ausschalten

·         Wasserwerk etwas beengt

·         Maindüker ohne Redundanz

Rohrbrüche schlecht zu detektieren

·         Risiken für Schutzgebiet, vor allem im Bereich der Staatsstraße (Tankwagen-Unfälle, Gärtnerei)

 

Notpumpwerk Südring

·         Bei Ausfall des Maindükers oder der Lieferung der Wassergruppe für „Dillberg“ als Ersatzversorgung

·         Auch Stadtwasser zum HB Trauberg möglich

·         Installation und Pumpen neuwertig

·         Geringe, irrelevante bauliche Feuchteschäden zu erkennen

 

·         Anlage der Reinwasserverteilung – keine genauere Betrachtung

(> Ortsnetz, Hausanschlüsse)

 

Herr Solveen zeigt den derzeitigen und den erwarteten Wasserbedarf (anhand einer Prognose) auf.

 

Wasserdargebot und durchschnittlicher Bedarf 2020

(inkl. Spülungen und Verluste)

 

Brunnen Obereichholz                                                                600.000 m³/Jahr

Wassergruppe                                                                             150.000 m³/Jahr

Summe Dargebot                                                                        750.000 m³/Jahr

 

Bedarf Kernstadt                                                                         530.000 m³/Jahr

Bedarf vom Verband                                                                   100.000 m³/Jahr

Summe Bedarf 2020                                                                   630.000 m³/Jahr

 

Bedarfsdeckung 2020 gegeben! Erweiterungspotential vorhanden.

 

Prognostizierte Bedarfssteigerungen bis 2060

(inkl. Spülungen und Verluste)

 

·         Zusätzliche Baulanderschließung

·         Rückspülbedarf künftige Aufbereitung (Trübungsentfernung)

·         Anstieg des Verbrauchs durch Klimawandel (geschätzt 15 l je Einwohner und Tag)

 

Bedarf Kernstadt            2060                                                     630.000 m³/Jahr

Bedarf vom Verband

(ohne Mainberg)             2060                                                     131.000 m³/Jahr

Summe Bedarf               2060                                                     761.000 m³/Jahr

 

Gesamt 761.000 m³/Jahr > vorhanden 750.000 m³/Jahr

Kernstadt 630.000 m³/Jahr > vorhanden 600.000 m³/Jahr

Bedarfsdeckung bis 2060 nicht gesichert!

Vor allem für Kernstadt nicht ausreichend – künftig keine Reserven mehr!

 

Hauptsanierungsbedarf bis in ca. 40 Jahren Brunnen Obereichholz –

aber auch beide Hochbehälter

 

·         Grenzwertüberschreitung Nitrat – im Körper Nitrat -> Nitrit = krebserregend

·         Grenzwertüberschreitung Trübung bei gleichzeitig regelmäßiger Keimbelastung –

Desinfektion über UV-Anlage außerhalb Zulassung

·         Risiko des Einbruchs der Filterverrohrung beider Brunnen

·         Schutzgebiet Obereichholz – keine Verträge zur extensiven landwirtschaftlichen

Bewirtschaftung, Nitratsanierung, Gefährdungspotentiale

·         Brunnenförderung abwechselnd – Nitratwertüberschreitung

Überschreitung der erlaubten momentan Entnahmemenge Brunnen 1

·         Kein baulicher Raum für Aufbereitungsanlagen und beengte Betriebsräume

·         Redundanz Maindüker – empfohlen, als Reinwasserverteilung nicht näher betrachtet

·         Bedarfsdeckung Wassermenge gefährdet

·         mittelfristige „Regel“-Sanierung an Hochbehältern sobald HB Romberg akut saniert ist

 

Herr Solveen zeigt verschiedene Alternativen der künftigen Bedarfsdeckung auf und erläutert diese.

 

Alternative Möglichkeiten der künftigen Bedarfsdeckung

A: Ausbau der Eigenversorgung

·         Im Gebiet Obereichholz

·         Im neuen Gebiet Welzberg – unwirtschaftlich und ohne großes Potential

·         In weiteren, bisher unbekannten Gebieten – scheidet nach jetzigem Kenntnisstand aus

 

B: Erhöhung des Wasserbezugs

·         Vom Zweckverband zur Wasserversorgung der Marktheidenfelder Gruppe =

Wassergruppe – Mischung mit Obereichholz

·         Von der Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) – Mischung mit Obereichholz

 

Unterteilung der Maßnahmen

Bei allen Alternativen erforderliche Maßnahmen

·         Sanierung der Brunnen

·         Einhaltung Trinkwasserverordnung (TVO) durch Aufbereitung

Trübungsentfernung, Desinfektion Reduzierung des Nitratwerts im Reinwasser

·         Neubau Maschinenhaus neu

Aufbereitungsgebäude, Saugbehälter und Förderung

·         E-Technik zur Steuerung Aufbereitung

·         Optional: Erweiterung des Neubaus Maschinenhaus neu um Betriebsräume, Garagen, Lager usw., Auflassung jetziges Wasserwerk

·         Sanierung der Hochbehälter

·         Schutzgebietssicherung

 

Je Alternative und Variante unterschiedliche Maßnahmen

·         Neuerschließung im Obereichholz (neuer Brunnen 3)

·         Mischung im Maschinenhaus neu

während der Brunnensanierung und zur Einhaltung des Nitratwerts

Verbundleitung zur Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) – neuer Vertrag

·         Mischung im HB Kreuzberg

Verbundleitung zum Dillberg

Vertragserweiterung mit Wassergruppe

·         Umgehung des Ortsnetzes Förderleitung vom Maschinenhaus neu

 

Bei allen Alternativen gleiche Maßnahmen

·         Maschinenhaus neu, Aufbereitung (Trübungsentfernung Brunnen 2, Desinfektion, Saugbehälter 300 m³, Wasserspiegel ca. 165 mNN, ggf. Betriebs- und Lagergebäude

·         Bauliche Sanierung der Hochbehälter Kreuzberg und Romberg

·         Schutzgebietsmanagement

 

Alternative A1 Erweiterung der Eigenversorgung um Brunnen 3

·         Neuer Brunnen 3: ca. 7 l/s

·         Förderung zum HB Kreuzberg durch das Ortsnetz soll vermieden werden, die Förderung direkt zum HB Kreuzberg bevorzugt

 

Zur Veranschaulichung gibt Herr Solveen einen Überblick über die Alternative A2, zusätzliche Eigenversorgung Welzberg (- nicht wirtschaftlich, nicht empfohlen)

·         Neuer Brunnen ca. 5 l/s auf Welzberg, Tiefe 100 m (Eine Versuchsbohrung wurde bereits durchgeführt, jedoch wieder verfüllt.)

Leitungsbau vom Dillberg zum Hochbehälter Kreuzberg (dort soll die zentrale Mischung der Wässer erfolgen), Regelbetrieb ca. 2,5 l/s (max. 8 l/s)

 

Alternative B 1 – Erweiterung Wasserbezug „Wassergruppe“

Vertragserweiterung auf mindestens ca. 160.000 m³/Jahr erforderlich –

Empfehlung Vertrag für 200.000 m³/Jahr

 

Alternative B2 – Zusatz Wasserbezug von FWM

Neuer Vertrag, neuer Partner mit mindestens 30.000 m³/Jahr erforderlich – Empfehlung Vertrag bis zu 100.000 m³/Jahr

 

Empfehlung kombinierter Lösungsansatz aus A1 und B1:

·         Versuchsbohrungen im Obereichholz für neuen Brunnen

·         dann Dimensionierung der Aufbereitung – Neubau Maschinenhaus neu, Neubau

Aufbereitung (für alle Brunnen), Förderanlagen, E-Technik,

ggf. mit Option „Betriebsräume“ usw.

·         Förderleitung vom Maschinenhaus neu zum HB Kreuzberg (B1)

·         Vorverhandlungen mit der Wassergruppe (bis zu 200.000 m³/Jahr für nächste 20 Jahre)

·         Leitungsbau Dillberg – HB Kreuzberg, zentrale Mischung (B1)

·         Sanierung der Brunnen 1 und 2 (Ausfall soll entweder durch den Zweckverband Wassergruppe oder den neuen Brunnen gewährleistet werden)

·         Jährliche Kontrolle der Bedarfssteigerung – Vertragserweiterung

·         Sanierung der Hochbehälter

 

Herr Solveen steht für Fragen des Gremiums zur Verfügung. Die Nitratbelastung des Wassers, insbesondere des Brunnens 2, die Gefährdung des Schutzgebietes durch Straßenverkehr sowie der Standort eines eventuellen Maschinenhaus-Neubaus sind Gegenstand der intensiven Diskussion.

Ausführlich geht Herr Solveen auf die Fragen nach einer möglichen Schüttungsveränderung bei Inbetriebnahme eines 3. Brunnens sowie den nicht kalkulierbaren künftigen Wasserbedarf und das Wassereinsparungspotential in der Bevölkerung ein. Der künftige Wasserbedarf könne nur anhand von Annahmen geschätzt werden, stellt er klar. Die Schüttung der Brunnen hänge von den wasserführenden Gesteinsschichten ab. Herr Solveen verweist hier auf das vorliegende Gutachten von Frau Dr. Herrmann (Fa. GMP). Frau Dr. Herrmann habe sich im Zusammenhang mit der Ortsumgehung Hafenlohr und der Verlängerung der wasserrechtlichen Genehmigung für die beiden Brunnen ausführlich mit diesem Thema befasst.

 

Ein Gremiumsmitglied stellt im Hinblick auf die anstehenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten fest, dass diese Kosten auf alle Nutzer umgelegt werden müssen und die Bevölkerung daher mit steigenden Wasserpreisen rechnen müsse.

 

Gremiumsmitglieder resümieren, vorrangiges Ziel müsse es sein, den Nitrateintrag im Einzugsgebiet soweit wie möglich zu reduzieren und das Regenwasser weitestgehend versickern zu lassen.

 

 


Beschluss:

 

Dem vorgestellten kombinierten Lösungsansatz aus den Alternativen A1 und B1 wird zugestimmt. Die Verwaltung wird gebeten, die Unterbringung eines neuen Maschinenhauses sowie die Betriebs-, Lager- und Sozialräume des Wasserwerks an einem geeigneten Standort zu prüfen.